#happyselling :-)

David ist CEO bei Billbee und steht uns im Interview Rede und Antwort! Wir haben ihn gefragt, wie er zu Billbee gekommen ist und wie es dazu kam, dass Billbee 100 % Remote ist und das Team eine 30h-Woche hat. Erfahre außerdem, was David allen E-Commerce-Neulingen rät und wie er die aktuelle Situation im E-Commerce einschätzt.

Billbee: Wie bist du zu Billbee gekommen?

David: Ich habe schon während der Schulzeit und während des Abis ein Online-Business betrieben. Angefangen hab ich mit Affiliate-Webseiten, konkret Vergleichswebseiten, auf denen Produkte verglichen wurden und die Kund:innen aber über andere Kanäle gekauft haben und ich dafür eine Provision bekommen habe. Ca. in der 10. Klasse hab ich dann meinen ersten eigenen E-Commerce-Shop gestartet, ein Single Product Store und das noch aus meinem Jugendzimmer heraus. Das Ganze hat ganz klein angefangen, denn ich habe in meinem Online-Shop und auf Amazon verkauft. Mit der Zeit wurde der Shop aber größer und größer, sodass ich nach der Schule irgendwann so 10-20 Pakete am Tag verpacken und verschicken musste. Als es auf das Abi zuging, habe ich den Shop auf Eis gelegt, um mich aufs Abi vorzubereiten. Das war damals der erste richtige Kontakt zum E-Commerce für mich. Da hatte ich allerdings noch kein System wie Billbee, sondern nur den Shop und alles Weitere habe ich händisch gemacht.

Nach dem Abi hab ich erst Zivildienst geleistet und dann studiert. Gegen Ende des Studiums habe ich mit zwei Freunden mein zweites E-Commerce-Business nebenbei gegründet. Das war etwas größer und wir waren in der Outdoor-Nische, da wir skandinavische Outdoor-Produkte auf den deutschen Markt geholt und hier verkauft haben. Wir hatten einen eigenen Shopware-Shop und haben auf Amazon und eBay verkauft. Gestartet haben wir den Shop neben dem Studium zusammen, ich war also nicht mehr alleine. Trotzdem war uns ziemlich schnell klar, dass wir irgendein System oder Tool brauchen, um alles zu händeln. Da wir zu dritt waren, konnten wir uns die Arbeit zwar aufteilen, aber weil wir an unterschiedlichen Standorte waren, gab es eine Person, bei der das Lager war und die auch die Bestellungen verpackt und verschickt hat. Die restliche Arbeit haben wir anderen zwei dann aufgeteilt. Dennoch blieb das Packing an einer Person hängen. Und auch das händische Erstellen von Rechnungen und die Aufgabe, den Überblick über das Lager zu behalten, wurde relativ schnell recht groß. 2015 war ich mit dem dualen Studium fertig und es wurde dann so viel, dass wir merkten, dass wir eine Lösung brauchen, die uns unterstützt. Wir haben extrem viel gesucht, extrem viel ausprobiert an Tools, die heute Wettbewerber von Billbee sind. Aber wir waren nie so wirklich zufrieden und glücklich damit und sind dann irgendwann über Billbee gestolpert. Wir hatten auch relativ schnell einen AHA-Effekt, dass Billbee so viel besser funktionierte, als die anderen Tools, die wir ausprobiert haben.

Ich hatte relativ viel Kontakt mit Jan, der damals noch eine One-Man-Show war. Billbee war damals auch total unter dem Radar, es kannten kaum Leute. Es war sehr in dieser DIY-Community verankert und somit relativ unbekannt in der restlichen E-Commerce-Welt. Dann hab ich Jan immer mehr kennengelernt, bis wir gemerkt haben, dass es ganz gut matched - also Jan und ich. Und ich hab mich dann eigentlich ein bisschen aufgedrängt und ihn davon überzeugt und ihm klargemacht, dass er ein cooles Produkt gebaut hat, was mehr Aufmerksamkeit verdient hat. Und dann hab ich Anfang 2016 als Freelancer gestartet, damals noch neben dem Job. Alles Remote, da ich zu der Zeit noch in Stuttgart lebte und Jan in Detmold. Mitte 2016 hab ich den Job nochmal gewechselt. Diesmal zu einem Dortmunder Unternehmen. In dem Zuge sind wir von Stuttgart wieder hier in unsere Heimat in Nordhessen gezogen. Dann war mir relativ schnell klar, innerhalb der ersten 2-3 Wochen der Probezeit, dass das mit Billbee auch ein bisschen größer werden könnte. Im August 2016 habe ich noch während der Probezeit in meinem alten Job gekündigt und dann auch schon als erster Mitarbeiter in Vollzeit bei Billbee angefangen. Jan war gerade in ein kleines Büro gezogen. Anfangs haben wir uns noch bei ihm zu Hause getroffen, dann aber in dem kleinen Büro. Ende 2016 hatten wir dann auch die ersten Vorstellungsgespräche mit neuen Mitarbeitern.

Billbee: Wie kann ich mir das Billbee von damals, also von 2016, vorstellen?

David: Grundsätzlich ist das Billbee von damals auch das Billbee von heute. Klar, sah es anders aus, es hatte viele Funktionen weniger und die Zielgruppe war noch kleiner. Die Händler:innen, die Billbee nutzten, waren kleiner. Viele Händler:innen betrieben ihr Business i. d. R. im Nebenerwerb, teilweise zwar schon in Vollzeit, aber noch alleine. Darauf waren auch die Funktionen ausgelegt. Es gab viel weniger Anbindungen, wie z.b. Shops, Marktplätze, Versender und Co. Alles war viel weniger und kleiner.

Auch die öffentliche Wahrnehmung von Billbee war noch ganz anders. Billbee war sehr auf die Nebenerwerbstätigen ausgelegt, in jeglicher Hinsicht. Grundsätzlich war es aber so, dass Versandlabels erzeugt werden konnten, es konnten Rechnungen erstellt werden und der Bestandsabgleich war gerade im Development zu der Zeit. Dementsprechend kannst du dir das Billbee von 2016 so vorstellen, wie das Billbee von heute, nur halt nochmal kleiner und “lighter”.

Ich würde auch sagen, dass wir als Unternehmen immer noch so ticken, wie 2016. Unser Ziel ist und war es, nicht nur ein gutes Produkt zu entwickeln, sondern auch ein cooler Arbeitgeber für uns selber zu sein. Es hört sich zwar ein fast ein bisschen egoistisch an, aber wir wollten Spaß bei der Arbeit haben. Wir wollten Billbee so aufbauen, dass wir gerne daran arbeiten. Das war damals wie auch heute die Idee von Billbee.

Billbee: Wie kam’s dann dazu, dass Billbee zu einem 100 % Remote mit einer 30h Woche wurde?

David: Seit 2016 sind wir an zwei Standorten gewachsen. Wir hatten ein kleines Büro in Detmold, wo Jan herkommt. Und wir hatten mich als zweiten Standort in Waldeck-Frankenberg. Über die Jahre, also bis ca. 2018/2019, sind wir an beiden Standorten recht gleichmäßig gewachsen. In Korbach hatten wir anfangs ein Coworking-Space, dann später auch ein eigenes Büro. Daher würde ich sagen, dass wir schon immer so halb Remote waren. Nicht jede:r einzeln, aber wir hatten zwei Standorte. Auch Homeoffice war bei uns schon immer gang und gäbe. Unsere Mitarbeiter:innen haben schon immer ca. 1 bis 2 Tage pro Woche Homeoffice gemacht.

Ende 2019 bzw. Mitte 2019 haben wir bemerkt, dass das Wachstum immer schwieriger wurde, denn es wurde immer schwieriger, Mitarbeiter:innen zu finden. Immerhin hatten wir zwei Standorte und konnten somit an beiden Standorten suchen. Erfahrungsgemäß sind aber weder Detmold noch Waldeck-Frankenberg der Nabel der Welt. Daher war es für uns schwierig, in der Provinz gute Mitarbeiter:innen zu finden und zu halten. Gleichzeitig ist Billbee als Produkt gewachsen und uns war klar, dass wir das Mitarbeiterwachstum im gleichen Maße nachziehen müssen. Ende 2019 haben wir dann den ersten Mitarbeiter remote eingestellt. Diese Stelle war unser Partner Manager Sebastian. Diesen haben wir sogar remote gesucht, weil wir wollten, dass dieser explizit in einem Hotspot wohnt, weil viele Partner von uns in Berlin, München, Hamburg und so weiter unterwegs sind. Da haben wir uns gedacht “wir probieren das Remote-Thema mal aus”. Schnell haben wir aber gemerkt, dass es eine Zweiklassengesellschaft gab. Einmal die, die im Büro sind und einmal diejenigen, die im Homeoffice sind.

Anfang 2020 kam dann aber die Corona-Pandemie. Uns war klar “jetzt ist Corona, jetzt gehen alle ins Homeoffice”. Wir hatten im Büro keine relevante Infrastruktur, weil alle bereits mit einem Laptop gearbeitet haben. Das Einzige, was wir zum Arbeiten brauchten und auch immer noch brauchen, ist es Internet. Wir haben schnell gemerkt, dass das Homeoffice für uns alle gut funktioniert. Aber auch der Effekt der Zweiklassengesellschaft ist verschwunden. In den ersten Wochen der Homeoffice-Zeit haben wir uns gedacht “es könnte sein, dass das ein Modell für die Zukunft ist”. Wir waren der ganzen Sache erst ein bisschen vorsichtig gegenüber. Wir waren uns nicht sicher, wie sich Corona auf die Welt auswirkt, makroökonomisch, aber auch auf die E-Commerce-Situation. Wir haben Worst-Case-Szenario ausgerechnet und uns überlegt, was ist, wenn niemand mehr einkauft. Rückblickend ein bisschen hirnrissig, weil der E-Commerce hat ja profitiert, aber das wussten wir damals noch nicht, weshalb wir noch sehr unsicher waren. Wir waren uns auch sehr unsicher, was das Mitarbeiterwachstum betrifft und haben erstmal alles, was neue Mitarbeiter:innen betrifft, auf Eis gelegt. Im Mai war dann abzusehen, dass der E-Commerce boomt – nicht nur auf Bestellseite, sondern auch bei der Anzahl der neuen Billbee-Nutzer:innen. Früher hatten Händler:innen einen Store im stationären Einzelhandel und haben dann gemerkt, dass sie jetzt doch online etwas machen müssen, weil plötzlich keine Kund:innen mehr in die Geschäfte kommen konnten.

Im Mai bzw. Juni 2020 haben wir dann gemerkt, dass, um so wachsen zu können und um den an dem Ansturm gerecht zu werden, müssen wir mehr Mitarbeiter:innen einstellen. Wir müssen das konservative und opportunistische Einstellen ablegen und proaktiv ganz gezielt neue Mitarbeiter:innen suchen. Gleichzeitig haben wir aber auch gemerkt, dass das einfach in Korbach und in Detmold nicht geht. Die einzige Chance, um ein herausragender Arbeitgeber zu werden, ist 100 % remote zu werden, weil wir eh schon alle im Homeoffice waren und es für uns funktionierte.

Auch die 30 Stunden Thematik kam dann ziemlich schnell auf. Der Bielefelder Lasse Rheingans propagiert schon länger die 25 Stunden Woche. Er hat in Bielefeld eine Marketingagentur. Wir haben immer mal wieder etwas von ihm gehört, weil wir durch den Standort in Detmold auch ein wenig in der ostwestfälischen Bubble sind. Hier und da hat man mal auch etwas von großen Unternehmen gelesen, die jetzt eine Vier-Tage-Woche einführen. Wir hatten schon immer die Idee, ein arbeitnehmerfreundliches Unternehmen zu sein und hatten auch die Idee nach verkürzten Arbeitszeiten in den Köpfen. Die Frage war da noch, welches Modell wir umsetzen. Jan und ich waren beide eher für die 30 Stunden Woche. Diese bietet mehr Flexibilität für Mitarbeiter:innen, weil unsere Mitarbeiter:innen entscheiden können, ob sie an vier oder fünf Tagen in der Woche arbeiten. Nachdem wir das entschieden hatten, haben wir uns gesagt “wir probieren das jetzt einfach mal aus”.

Wir haben mit einer Testphase im Juli 2020 gestartet, die bis Dezember 2020 gehen sollte. Das Ganze war quasi unser Notfallplan. Weil wenn alles in die Hose geht oder es coronamäßig einen noch größeren negativen Impact gibt, wir dann noch mal zurück auf das alte Arbeitszeitmodell gehen konnten. Bereits im Oktober bzw. November 2020 haben wir gesehen, dass die 30 Stunden für uns einfach das perfekte Arbeitszeitmodell sind. Unsere Mitarbeiter:innen sind super produktiv und motiviert, wir haben eine sehr geringe Fluktuation und auch Krankheitstage und Co. sind minimal. Außerdem können wir mit der 30 Stunden Woche einfacher neue Mitarbeiter:innen finden. Das sieht man daran, dass wir uns 2020 und auch 2021 noch mal an Mitarbeiterzahlen verdoppelt haben. Währenddessen konnten wir auch gar nicht mehr zurück in ein Büro, weil unsere Mitarbeiter:innen bereits deutschlandweit verstreut sind. Außerdem konnten wir nicht mehr zurück, weil wir bereits Mitarbeiter:innen mit 30 Stunden Verträgen eingestellt hatten. Deswegen haben wir auch die Verträge der bestehende Mitarbeiter:innen auf 30 Stunden und 100 % remote umgestellt.

New Work – oder wie man es auch immer nennen möchte – ist ein guter Booster für bestehende Mitarbeiter:innen, um diese happy zu machen und zu halten. Aber auch, um neue Mitarbeiter:innen zu finden, hilft es ungemein. Mittlerweile haben viele Unternehmen auf remote umgestellt und Homeoffice wurde quasi Mode. Deswegen gehen die 30 Stunden noch mal einen richtigen Boost bei uns im Recruiting.

Billbee: Was bedeutet unser Ziel “Mehr Vielfalt im E-Commerce” für dich?

David: Hier gibt es mehrere Ebenen. Auf der einen Seite wünschen wir uns eine große Vielfalt, was unsere Nutzer:innen betrifft. Wir möchten nicht nur DIY-Händler:innen oder nur Teehändler:innen adressieren. Sondern wir wollen eine bunte Mischung an Nutzer:innen, sowohl was das Portfolio betrifft, aber auch was die Größe betrifft und das Business an sich.

Eine zweite Ebene ist unser Produkt selber, also Billbee. Wir möchten uns nicht auf ein ganz bestimmtes Teilgebiet des E-Commerce fokussieren, sondern eher ein bunter Blumenstrauß sein. Quasi das Schweizer Taschenmesser für Händler:innen. Wir bieten Vielfalt und unsere Nutzer:innen können sich aussuchen, was sie von Billbee verwenden – oder eben nicht. Genauso betrifft das unsere Schnittstellen, also unsere Partnerwelt. Wir möchten in jeder Kategorie von Partnern eine möglichst große Vielfalt bieten. Wir möchten uns selber nicht abhängig von bestimmten Partnern machen, aber auch schauen, dass unsere Nutzer:innen nicht von bestimmten Partnern abhängig sind.

Eine dritte Ebene betrifft unsere Mitarbeiter:innen. Wir möchten auch hier eine möglichst große Vielfalt haben. Wir möchten z.b. nicht nur Software Developer:innen haben, die super Developer:innen sind, aber weiter weg vom E-Commerce sind. Wir möchten auch hier unterschiedliche Charaktere hereinbringen. So kaufen wir uns quasi auch möglichst breit gefächertes Know-how ein und sind immer offen für neue Ideen.

Ein letzter wichtiger Punkt ist die Monopolisierung im E-Commerce von Amazon, Zalando, OTTO, AliBaba und Co. Dieser Monopolisierung wollen wir entgegenwirken. Wir wollen Kleinst- und Kleinunternehmen pushen und sie so zu vielfältigen E-Commerce Händler:innen machen. Wir wollen ihnen ein Tool an die Hand geben, womit sie im Markt bestehen können. Hierbei wollen wir auch eine Vielfalt für die Konsument:innen schaffen, indem sie ihre Produkte nicht bei den großen Playern kaufen müssen, sondern dass die Konsument:innen durch unsere vielfältigen Händler:innen auch eine möglichst vielfältige Auswahl an Shops und Portfolios haben.

Billbee: Wie leben wir unsere Unternehmenswerte tagtäglich?

David: Grundsätzlich leben wir unsere Unternehmenswerte früher, wie auch heute, eher unterbewusst. Wir haben uns unsere Unternehmenswerte nicht ausgesucht, sondern geschaut, wie sind wir und das Ganze aufgeschrieben. Natürlich sind unsere Unternehmenswerte ein bisschen von Charaktereigenschaften von Jan und mir geprägt, aber auch von allen Mitarbeiter:innen, die danach gekommen sind. Sicherlich spiegelt sich das auch im Recruiting wider. “Gleich und gleich gesinnt sich” sagt man so schön. Das führt dazu, dass tendenziell im Recruiting eher Leute gefunden werden, die zu unserer Kultur passen. Früher war alles sehr implizit und unsere Unternehmenswerte waren nicht aufgeschrieben. Wir versuchen es zunehmend explizit zu machen und haben versucht, sie in Worte zu fassen. Spätestens seitdem wir unsere Unternehmenswerte aufgeschrieben haben, denken viele Mitarbeiter:innen bei Entscheidungen darüber nach und orientieren sich an diesen Werten. Sie überlegen, wie sie aufgrund dieser Werte entscheiden würden. Im Großen und Ganzen ist es etwas, was sehr unterbewusst passiert und die Charaktereigenschaften von uns allen widerspiegelt.

Billbee 2030: Was ist die Vision für die Zukunft?

David: Das ist eine super spannende Frage und auch eine Frage, über die wir uns nicht allzu oft Gedanken machen. Wir sind tatsächlich eher kurzfristig unterwegs. Wir gucken in die nächsten ein, zwei oder drei Jahre. Die letzten zwei Jahre haben gezeigt, dass wir die Corona-Pandemie nicht hätten voraussagen können und den Effekt, den diese auf den E-Commerce hatte – in jeglicher positiver, wie auch negativer Hinsicht. So wie das Billbee von 2022 heute noch wie das Billbee von 2016 ist, ist hoffentlich das Billbee von 2030 auch noch das Billbee von heute. Ich habe die Hoffnung, dass wir unsere Prinzipien treu bleiben. Dass Billbee nach wie vor eine einfache Software ist. Dass diese sich weiterhin an Kleinst- und Kleinunternehmen richtet und nicht dann die Top 10 der E-Commerce-Unternehmen. Auch die Basics, die Billbee ausmachen, wie dass Billbee einfach ist, auf Kleinunternehmen zugeschnitten und sich an eine Vielzahl von Händler:innen richtet, sind Themen, die Bestand haben sollten. Der Fokus ist und sollte auf der Masse von Unternehmen bleiben, die Billbee benutzen und mit Billbee glücklich sind. Auch das sollte sich bis 2030 nicht ändern. Für diese Gruppe machen wir Billbee und daran sollte sich Billbee als Produkt auch weiterhin orientieren. Gibt es neue spannende Konzepte oder neue spannende Marktplätze, die für unsere Zielgruppe relevant sind, dann sollten wir diesen natürlich nachgehen. Wir wollen aber auch nicht auf alle Trends oder E-Commerce Züge aufspringen, die für unsere Zielgruppe vielleicht gar nicht relevant sind. Wir wollen Billbee so weiterentwickeln, wie es sich der Großteil der Nutzer:innen wünscht.

Als Unternehmen und Arbeitgeber wollen wir weiterhin einen Fokus auf unsere Mitarbeiter:innen legen, denn unsere Mitarbeiter:innen sind genauso wichtig wie unsere Nutzer:innen. Wir wollen alles dafür tun, dass Billbee ein herausragender Arbeitgeber ist und bleibt. Wir wollen ein gutes Team mit einer guten und engen Gemeinschaft. Wir wollen weiterhin eine geringe Fluktuation von Mitarbeiter:innen haben, damit wir unsere Mitarbeiter:innen nicht ständig durchwürfeln, wie es in manch anderem Unternehmen der Fall ist. Ich persönlich habe aber auch die Hoffnung, dass wir personell in 2030 nicht so groß geworden sind, wie das Wachstum der letzten zwei Jahre hochgerechnet. Da wir uns in den letzten zwei Jahren jeweils verdoppelt haben, hoffe ich nicht, dass wir in 2030 bei 300 oder mehr Mitarbeiter sind. Wir genießen das Familiäre bei Billbee und dass sich alle untereinander kennen, auch teamübergreifend. Jede:r kann zu jedem/jeder eine persönliche Beziehung aufbauen und weiß, was bei den Anderen gerade so los ist. Da habe ich die Hoffnung bzw. den Wunsch, dass das Wachstum von Billbee aus User:innen-Sicht ein schnelleres Wachstum ist, als aus Sicht der Mitarbeiteranzahl.

Ganz klar formuliert, bis 2030 ist das Ziel, Marktführer für unsere Zielgruppe im DACH-Raum zu sein, also bei Kleinunternehmen im E-Commerce. Was das für unsere Software bedeutet, steht noch ein bisschen in den Sternen, weil niemand weiß, was E-Commerce 2030 bedeutet.

Billbee: Was ist deine Einschätzung der aktuellen Lage im E-Commerce?

David: Fakt ist, dass die aktuelle Lage im E-Commerce eher mies ist. Rein ökonomisch betrachtet. Das geht der gesamten Branche so, auch den großen Playern wie Amazon oder Shopify. Auch die sind davor nicht gefeit. Es gibt jetzt mehrere Effekte, die zusammenkommen. Punkt 1 ist die generelle weltpolitische und makroökonomische Lage. Das heißt Krieg, Inflation und Konsumschwäche. Das merkt man aber nicht nur im E-Commerce, sondern in allen Branchen. Viele Dinge, die im E-Commerce vertrieben werden, sind nicht Güter des täglichen Bedarfs, sondern reine Konsumprodukte. Das ist halt nicht die Zahnpasta oder das Basic Lebensmittel, welches jede:r von uns braucht. Diese Güter des täglichen Bedarfs sind noch nicht komplett im E-Commerce angekommen. Das bedeutet aber auch, dass der E-Commerce einen Ticken härter leidet als der normale stationäre Einzelhandel.

Der zweite Effekt ist der Post-COVID-Effekt. In den letzten zwei Jahren gab es ein riesiges Wachstum aufgrund von COVID und eine unnormal hohe Kaufkraft. Das Wachstum wird nicht mehr so hoch, wie in der Vergangenheit sein, denn die Leute gehen wieder zurück in die Städte. Vergleicht man sich mit den letzten zwei Jahren, ist natürlich die Kaufkraft nicht mehr so hoch, wie in diesen zwei Jahren. In den letzten zwei Jahren hat der E-Commerce einen regelrechten Boom erlebt.

Auf der anderen Seite genießen die Leute, dass sie auch einfach wieder raus in die Stadt gehen können und ihr Geld physisch ausgeben können. Außerdem haben wir aktuell einen sehr guten Sommer mit viel Sonne, weshalb die Leute eher rausgehen als Online-Shopping betreiben. Und natürlich wird auch wieder mehr Geld für Reisen ausgegeben, was in den letzten zwei Jahren einfach nicht machbar war. Das führt leider dazu, dass wir im E-Commerce da sind, wo wir aktuell sind.

Billbee: Wie wird sich der E-Commerce verändern?

David: Der E-Commerce ist ganz klar gekommen, um zu bleiben. Es ist kein Trend und auch kein Hype, der sich wieder umkehrt durch Corona. Ich glaube aber auch, dass wir mittelfristig wieder auf Wachstumsraten von vor COVID-Niveau kommen, also nicht so hoch wie in den letzten 2 Jahren. Aber ich glaube schon, dass COVID dem E-Commerce ein oder zwei Jahre Vorsprung gegeben hat und dass dieses schnelle Wachstum nicht wieder durch eine Rezession geht. Wir werden nicht mehr die Wachstumsraten vom COVID-Boom erreichen. Aber den Boost, den COVID gegeben hat, werden wir langfristig spüren. Leute haben gemerkt, wie einfach es ist, online zu einzukaufen. Auch Leute, die vorher nicht online gekauft haben. Stationäre Läden haben plötzlich einen Online-Shop aufgemacht und werden diesen nicht so schnell zurückbauen. Viele Effekte, die durch COVID gekommen sind, sind auch da, um zu bleiben. Aber so krasse Raten, wie in den letzten zwei Jahren, werden wir meiner Meinung nach nicht mehr sehen. Aber dennoch wird der E-Commerce aus meiner Sicht den Einzelhandel in den nächsten 10 bis 20 Jahren dominieren. Wie das konkret aussieht, ist spannend. Ob alle nur auf einzelnen Marktplätzen oder auf gar keinen Marktplätzen mehr kaufen oder sogar Liveshopping betreiben, es bleibt spannend. Aber die Tatsache, dass online gekauft wird, wird sich nicht mehr ändern.

Billbee: Was würdest du E-Commerce Neulingen raten?

David: Für mich ist es ja schon eine Weile her, dass ich aktiv E-Commerce betrieben habe. Da hat sich mit der Zeit viel geändert. Vieles ist schwieriger geworden und der Wettbewerb und das Angebot sind heute größer. Es gibt viel mehr Hürden, gesetzliche und regulatorische. Dennoch würde ich allen Neulingen raten, einen großen Teil ihrer Wertschöpfungskette von Anfang an zu besitzen. Von der Produktion über die Marke, dem Vertrieb und dem Versand solltest du möglichst viel in deinem Unternehmen vereinen und nicht nach außen geben. So kannst du Zusammenhänge viel besser verstehen, bist näher am Produkt und auch an deinen Kund:innen.

Der zweite Punkt ist der Fokus. Fokussiere dich auf wenige Produkte mit wenigen Varianten. Du brauchst kein riesiger Bauchladen zu haben. Eine klare Positionierung ist da ratsamer. Du brauchst nicht mit Vollsortimentlern zu konkurrieren. Such dir eine Nische aus und positioniere dich in dieser Nische ganz klar. Der dritte und letzte Punkt ist die Unabhängigkeit. Sei unabhängig vom Partnern, Dienstleistern, Produzenten und Kanälen. Du solltest nicht nur auf ein Pferd setzen. Das heißt, verkaufe nicht nur in deinem eigenen Online-Shop, sondern erweitere deine Verkäufe auch verschiedene Marktplätze.

Vielen Dank David für deine Zeit! Das Interview mit David hat bei dir Interesse geweckt und du willst auch Teil des Billbee-Teams werden? Dann spring’ rüber zu unserer Karriereseite und bewirb dich auf eine unserer offenen Stellen oder initiativ: https://www.billbee.io/unternehmen/karriere

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